DGL-Jahrestagung

Universität zu Köln

38. DGL-Jahrestagung 2023 |

Universität zu Köln, 18.–22.9.2023

Bedrohte Biodiversität unserer Gewässer – Gefahren und  Strategien

Programm- und Themenschwerpunkte

Das Organisationskomitee schlägt nachfolgend genannte allgemeine Themenschwerpunkte vor, zu denen Vorträge oder Poster sehr willkommen sind.

Wie immer ist die Tagung offen für alle interessanten Beiträge, die keinem der genannten Themengebiete zugeordnet werden können. Geben Sie bitte in diesem Fall beim Abstract aussagekräftige Stichwörter an und wählen Sie als Themenbereich „Sonstiges“ aus. Wir werden versuchen, diese Beiträge möglichst sinnvoll im Tagungsprogramm zu verorten. Wir freuen uns auch über die Nennung von Themen-Ansprechpartnern und möglichen Moderatoren.

Wir bemühen uns um spannende Plenarvorträge zum Tagungsmotto „Bedrohte Biodiversität unserer Gewässer – Gefahren und Strategien“, die rechtzeitig hier bekannt gegeben werden. Am Dienstag nach der Mitgliederversammlung findet die öffentliche Verleihung des DGL-Praxispreises 2022 statt. Am Mittwochvormittag tragen wie immer die diesjährigen Preisträger:innen des Schwoerbel-Benndorf-Nachwuchspreises im Plenum ihre Arbeiten vor.

Tagungssprache

Tagungsbeiträge zu den allgemeinen Themen sind in deutscher oder englischer Sprache möglich. Da immer mehr wissenschaftliche Institutionen und Arbeitsgruppen international zusammengesetzt sind und Anmeldungen aus dem Ausland sehr erwünscht sind, werden Sessions, Plenarvorträge und Einzelvorträge auch in Englisch stattfinden. Die Ankündigung zu Sessions soll sowohl in deutscher als auch englischer Sprache erfolgen. Auch wenn Deutsch dem Wunsch vieler DGL-Mitglieder entsprechend die dominierende Tagungssprache sein wird, werden die Beiträge in der Programmabfolge so sortiert, dass sich alle TeilnehmerInnen unabhängig von der bevorzugten Sprache willkommen fühlen. Mit englischen Beschriftungen deutschsprachiger Präsentationen kann englischsprachigen Tagungsteilnehmern das Verfolgen der Vorträge erleichtert werden. Wichtig ist, dass bei der Anmeldung eindeutig bekannt gegeben wird, in welcher Sprache ein Vortrag gehalten wird. Es wird davon ausgegangen, dass dies die Sprache des eingereichten Abstracts ist.

Allgemeine Themen

A 1  Biodiversität und Ökologie aquatischer Lebensgemeinschaften / Diversity and ecology of aquatic communities

A 2 Extremereignisse und globaler Wandel / Extreme events and global change

A 3  Hydrodynamik und Ökologie / Hydrodynamics and ecology

A 4 Mikrobielle Ökologie / Microbial ecology

A 5 Multiple Stressoren / Multiple stressors

A 6 Aquatische Nahrungsnetze / Aquatic food webs

A 7 Stoffflüsse in aquatischen Ökosystemen / Matter fluxes in aquatic communities

A 8  Urbane und erheblich veränderte Gewässer / Urban and heavily modified water bodies

A 9 Langzeitmonitoring / Long-term monitoring

A 10 Sonstiges / Miscellaneous

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Vortrags- oder Posterbeiträge zu Speziellen Themen einzureichen, die von den DGL-Mitgliedern vorgeschlagen wurden. Tagungsbeiträge zu den speziellen Themen können in deutscher und/oder englischer Sprache erfolgen. Näheres dazu findet sich abgekürzt hinter den Thementiteln.

Spezielle Themen

S1 Anthropogen geschaffene Gewässer – ihr Beitrag zur biologischen Vielfalt und Auswirkungen auf die Bewirtschaftung / Anthropogenically created waterbodies – their  contribution to biodiversity and implications for management

Verantwortlich: Sven Matern, Lisa Heermann

In Europa gibt es verschiedene Arten von anthropogen geschaffenen Gewässern, z. B. Sand- und Kiesgrubenseen, Grubenseen aus dem Braunkohlenbergbau, Karpfenteiche, Stauseen und Kanäle. Diese Session befasst sich mit den Dimensionen und Merkmalen anthropogen geschaffener Gewässer, der Besiedlung, Sukzession und endgültigen Etablierung aquatischer und semiaquatischer Organismen sowie deren Auswirkungen auf die lokale und regionale Biodiversität. Darüber hinaus können in den Beiträgen künftige Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel, skizziert und Vorschläge für ein besseres Management dieser neuartigen Ökosysteme gemacht werden.

Various types of anthropogenically created waterbodies exist in Europe, e.g. sand and gravel pit lakes, pit lakes from lignite mining, carp ponds, water reservoirs and canals. This theme focusses on the dimensions and characteristics of anthropogenically created waters, the colonization, suc-cession and final establishment of aquatic and semiaquatic organisms and their impact on local and regional biodiversity. Furthermore, contributions can outline future challenges, especially in the light of climate change, and propose implications for improved management of these novel ecosystems.

S2 Mechanistisches Verständnis der Auswirkungen multipler Stressoren in Flussökosystemen /

Mechanistic understanding of multiple stressor effects in river ecosystems

Verantwortlich: Daniel Hering, Bernd Sures, Daniel Grabner

Die Auswirkungen von Mehrfachstressoren auf Süßwasserbiota sind zu einem Hauptforschungsschwerpunkt geworden. Die Mechanismen, die den Auswirkungen von Mehrfachstressoren zugrunde liegen, und die Erholungspfade nach dem Einfluss von Mehrfachstressoren in Flussökosystemen sind jedoch nach wie vor nur unzureichend bekannt. Unsere Session zielt darauf ab, das Verständnis dieser Mechanismen zu verbessern und dadurch unsere Fähigkeit zur erfolgreichen Wiederherstellung zu fördern. Besonders willkommen sind Beiträge, die sich mit dem mechanistischen Verständnis direkter/indirekter Auswirkungen von Mehrfachstressoren befassen, z. B. mit der Rolle der Ausbreitung oder biotischer Wechselwirkungen für die Erholung von Mehrfachstressoren und mit dem Vergleich von Stresstoleranzen zwischen Labor- und Feldstudien. Die Sitzung ist offen für Beiträge, die aus Feldstudien, Mesokosmenexperimenten oder Modellierungsansätzen für alle Komponenten der Nahrungsnetze von Fließgewässern stammen.

The effects of multiple stressors on freshwater biota have become a main research focus. However, the mechanisms underlying multiple stressor effects and the recovery trajectories from multiple stressors in river ecosystems remain poorly understood. Our session aims at improving the understanding of these mechanisms, thereby fostering our capacity for successful restoration. We particularly welcome contributions targeting the mechanistic understanding of direct/indirect multiple stressor effects, e.g. on the role of dispersal or of biotic interactions for recovery from multiple stressors and on the comparison of stressor tolerances between laboratory and field studies. The session is open for contributions resulting from field studies, mesocosm experiments, or modelling approaches for all components of stream food webs.

S3 Makrophyten in natürlichen, künstlichen und erheblich veränderten Gewässern

Verantwortlich: Klaus van de Weyer

Im Rahmen der Session werden Grundlagen und angewandte Fragestellungen zu Makrophyten in natürlichen, künstlichen und erheblich veränderten Gewässern behandelt. Die Beiträge können sowohl aus Fließgewässern als auch aus Standgewässern stammen. Die Session deckt ein breites Spektrum von Fragestellungen wie z. B. Wasserrahmenrichtlinie, Naturschutz und Management von Makrophyten ab.

S4 Session in the context of the DFG priority program Dynatrait “Flexibility matters: Interplay between trait diversity and eco-evolutionary dynamics using aquatic  communities as model systems”

Verantwortlich: Ursula Gaedke

Declining functional diversity reduces the capability of ecological systems to buffer against biotic and abiotic changes and to maintain ecosystem functions. This, in turn, enhances further biodiversity loss. This session addresses this understudied feedback loop by accounting for the biodiversity-related flexibility of ecological systems, which enables them to adjust to e.g. altered predation, prey availability, or abiotic conditions. Trait adjustment may arise e.g. from phenotypic plasticity, shifts in community composition or evolution. We invite discussions of results from experimental approaches, field measurements and mathematical modelling, ideally comprising two or more trophic levels and addressing the relationship between the ecology, evolution/trait adaptation and resilience of ecosystem functions. For further information on Dynatrait see www.dynatrait.de. We will have a mixture of talks, posters, and open space for more informal working groups.

S5 Wir hatten viele Erfolge, aber wir hatten keinen Erfolg“ – Ursachen, Erfahrungen,  Schlussfolgerungen und Strategien für Wissenschaft, Umweltverbände, Politik, Verwaltungen, Wirtschaft

Verantwortlich: Ralf Köhler und Martin Pusch

Vor 61 Jahren erschien „Der Stumme Frühling“. Vor 51 Jahren, am 2. März 1972 veröffentlichte der „Club of Rome“ „Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit“.

Am 29.08.2018 veröffentlichte die “Alliance für Freshwater Life” einen “global call to unite efforts for freshwater biodiversity science and conservation”, da “current practices of water use led to catastrophic declines in freshwater species and the degradation of freshwater ecosystems….”.

Der Session-Titel ist ein Zitat aus der Abschlussrede von Angelika Zahrnt, ehemalige Vorsitzende des BUND, auf der 40-Jahr-Feier 2015 in Markheidenfeld anlässlich der Gründung des BUND Bundesverbandes 1975. Wir würden uns über Beiträge mit Ideen und Vorschlägen freuen, wie das Gewässermanagement auf eine Erfolgsspur gebracht werden kann, die wir dann ausführlich gemeinsam diskutieren wollen.

S6 Neobiota

Verantwortlich: Meike Koester und Gerhard Schoolmann

Auch weiterhin beeinflussen Neobionten limnische Ökosysteme. Im Rahmen der Tagung sollen neue Erkenntnisse zur Biologie dieser Tiere und Pflanzen das Wissen ergänzen. Wir wünschen uns zahlreiche Beiträge zu dieser immer noch aktuellen Thematik.

S7 Managementmaßnahmen zur Bekämpfung der Eutrophierung / Management measures  to tackle eutrophication

Verantwortlich: Tim Epe und Michael Hupfer

Trotz vielen Bemühungen zur Verminderung der externen Nährstoffeinträge wird die Nutzung und Funktion vieler Seen und Talsperren in Deutschland immer noch durch die Eutrophierung erheblich beeinträchtigt. Der Verlust der Artenvielfalt, Sauerstoffmangel, die Dominanz von Phytplankton und Massenentwicklungen von Cyanobakterien zählen zu den negativen Effekten verstärkter Nährstoffanreicherung, was u. a. zu Problemen in der Trinkwasseraufbereitung und anderer Nutzungen führt. Um eine weitere Verschlechterung des Zustandes abzuwenden oder diesen schnell zu verbessern, gehören interne Restaurierungsmaßnahmen (Ökotechnologien) zu einem modernen Gewässermanagement. Unsere Session lädt zu Beiträgen ein, die anhand von Fallbeispielen die Auswirkungen neuer und etablierter Maßnahmen aufzeigen und die zugrundeliegenden Prozesse beleuchten. Die Session soll das Verständnis für die breite Palette von Managementmaßnahmen stärken und dazu beitragen, zukünftigen Herausforderungen u.a. angesichts des Klimawandels mit geeigneten Strategien zu begegnen.

Despite many efforts to reduce external nutrient inputs, the use and function of many lakes and reservoirs in Germany is still significantly affected by eutrophication. The loss of biodiversity, oxygen deficiency, the dominance of phytoplankton and mass developments of cyanobacteria are among the negative effects of increased nutrient enrichment, which leads to problems in drinking water treatment and other uses. In order to prevent further deterioration or to improve it rapidly, internal restoration measures (ecological engineering) are part of modern lake and reservoir management. Our session invites contributions that demonstrates on case studies the effects of different measures and examine the underlying processes. The session aims to strengthen the understanding of the wide range of novel and established management measures and to contribute to cope future challenges with appropriate strategies, e.g. in the face of climate change.

S8 Auen

Verantwortlich: Kathrin Januschke, Mathias Scholz

Ökologisch betrachtet bilden Gewässer und ihre Auen eine funktionale Einheit, sowohl in Bezug auf hydromorphologische Prozesse, aber auch im Hinblick auf Stoffflüsse und Nahrungsnetze. In der Forschung und Bewertung werden Gewässer und deren Auen jedoch meist getrennt betrachtet. Gerade für den Erfolg von Renaturierungen im Sinne der Schaffung eigendynamischer und funktional intakter Gewässerabschnitte wäre eine ganzheitliche Betrachtung jedoch von essenzieller Bedeutung.

Die Session soll einen Einblick in die teils sehr unterschiedlichen Forschungsansätze in der Auenforschung geben sowie den Nutzen und Wert für die Gewässerforschung und -bewertung erörtern. Im Fokus können dabei morphologische und hydrologische Studien stehen; im Hinblick auf die Biologie sind Fallbeispiele erwünscht, die sich mit den verschiedenen aquatischen und terrestrischen Artengruppen in Auen beschäftigen. Insgesamt soll mit dieser Session ein Forum geboten werden, in dem mögliche Synergieeffekte zwischen Gewässer- und Auenforschung diskutiert werden.

S9 Seen und Talsperren im Klimawandel: Beobachtungen und Modellierung / Lakes and  reservoirs in a changing climate: Observations and numerical modelling

Verantwortlich: Robert Schwefel, Karsten Rinke

Der Einfluss des Klimawandels wird insbesondere in unseren Seen und Talsperren sichtbar, nicht nur in Form höher Wassertemperatur, abnehmender Eisbedeckung oder längerer Sommerstratifikation sondern auch in veränderten biogeochemischen Prozessen. Um Anpassungsstrategien auf diese Änderungen zu finden, müssen sie verstanden und zum Beispiel durch numerische Modelle möglichst genau vorhergesagt werden können. Unsere Session integriert Beobachtungen oder Modellergebnisse, um Prozessverständnis und Anpassungsstrategien zu generieren präsentieren. Auch neuartige Methoden zur Modellierung, die das Verständnis für die zukünftige Entwicklung von Seen und Talsperren verbessern, sind willkommen.

The impact of climate change on lakes and reservoirs can be observed on a global scale. Shrinking ice cover, prolonged summer stratification and increasing surface water temperatures lead to changes in the ecosystem which need to be quantified in order to adapt lake management strategies. Our session is aiming to improve the understanding of these mechanisms and their description by numerical models. Contributions can present observational findings or modelling results on a single lake scale as well as regional or global scales. We are also open for contributions presenting novel modelling approaches with the potential to improve our understanding of lakes and reservoirs in a changing climate.

S10 Plastik in Binnengewässern – Quellen, Transport und Auswirkungen

Verantwortlich: Katrin Wendt-Potthoff, Friederike Gabel

Plastik wird zunehmend in der wissenschaftlichen Gemeinschaft und in der Öffentlichkeit als Umweltproblem wahrgenommen. Besonderes Augenmerk gilt dem Mikroplastik, das von Organismen aufgenommen werden kann, wegen seiner großen Oberfläche Schadstoffe adsorbieren kann und damit möglicherweise weitreichende ökologische Konsequenzen hat. Viele Seen und Flüsse enthalten Plastikpartikel, aber die unterschiedlichen Transportmuster und mögliche Wirkungen auf limnische Organismen sind unzureichend verstanden. Es ist unter anderem noch wenig darüber bekannt, wie aquatische Organismen auf Plastik und seine Additive reagieren, welche Effekte die Aufnahme von Mikroplastik auf die Physiologie von aquatischen Organismen hat und welche Effekte in der Nahrungskette auftreten können. Die Session soll dazu beitragen, einen aktuellen Wissensaustausch zu den methodischen Untersuchungsansätzen, den Quellen und Senken und den biologischen Wirkungen von (Mikro)plastik im limnischen Milieu zu ermöglichen und Ansätze für weitergehende Forschungen aufzuzeigen.

S11 Anpassungsstrategien zum Klimawandel

Verantwortlich: Stephan von Keitz

Kulturhistorisch galt über viele Jahrhunderte das Wasser möglichst schnell und auf wenig Raum abzuleiten. Im Ergebnis führte dies häufig zu tief eingeschnitten, statischen und zu warmen Gewässern. So verfügen z. B. rd. 50 % der Fließstrecken in Hessen und Rheinland-Pfalz über keinen oder nur rudimentären Gehölzbewuchs. Der Klimawandel verstärkt dieses Phänomen. Zur Verbesserung der Klima-Resilienz sollte daher z.B. folgende Aspekte in der Session behandelt werden: Wasserrückhalt in der Fläche (Schwammlandschaft) und Maßnahmen gegen Gewässererwärmung (insb. Beschattung).

Weitere Spezielle Themen sind in Vorbereitung und werden auf der Tagungshomepage bekannt gegeben.